In der Sura Maryam wird genauer beschrieben, wie sie die frohe Botschaft empfängt:
„Erzähle, was in dem Buch über Maria steht, als sie sich von ihrer Familie an einen Ort im Osten zurückzog. Und sie legte einen Schleier zwischen sich und diese. Da sandten Wir Unseren Geist zu ihr, und er erschien ihr in Gestalt eines vollkommenen Menschen. Sie sagte: ‚Ich suche beim Allerbarmer Schutz vor dir, wenn du gottesfürchtig bist‘. Er sagte: ‚Ich bin nur der Gesandte deines Herrn, um dir einen lauteren Jungen zu schenken‘. Sie sagte: ‚Wie soll mir ein Junge gegeben werden, wo mich doch kein menschliches Wesen berührt hat und ich keine Hure bin‘. Er sagte: ‚So wird es sein. Dein Herr sagt: Das ist Mir ein leichtes, und damit Wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns machen. Und es ist eine beschlossene Angelegenheit‘. So empfing sie ihn und zog sich mit ihm zu einem fernen Ort zurück“ (S. 19:16-22).
Der Text des Korans ist nicht eindeutig. Man kann ihn so interpretieren, dass Maryam auf eine Art und Weise schwanger wurde, die auf das Wirken eines nächtlichen Dämons oder eines Mannes schließen lässt. Die Dinge werden wesentlich klarer, wenn wir im Lukasevangelium den Bericht über die Verkündigung an Maryam lesen:
„Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel [Jibril] von Gott in eine Stadt in Galiläa gesandt, die Nazareth hiess, zu einer Jungfrau, die mit einem Mann namens Josef verlobt war, der aus dem Hause David [Daoud] stammte. Der Name der Jungfrau war Maria [Maryam]. Der Engel trat bei ihr ein und sprach zu ihr: ‚Freue dich, du bist voll der Gnade, der Herr ist mit dir.‘ Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Und der Engel sprach zu ihr: ‚Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden in deinem Leibe und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird gross sein und "Sohn des Höchsten" genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David [Daoud] geben; er wird für immer über das Haus Jakob herrschen, und sein Reich wird kein Ende haben.‘
Maria aber sagte zu dem Engel: ‚Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?‘ Und der Engel antwortete ihr: ‚Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird das Heilige, das geboren wird, Sohn [Ibn] Gottes genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn [walad] empfangen, und sie ist schon im sechsten Monat, sie, die unfruchtbar genannt wurde; denn nichts ist bei Gott unmöglich‘. Da sagte Maria: ‚Siehe, Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast‘. Und der Engel verliess sie“ (Lukas 1:26-38).
Im Evangelium wird Jesus (‘Issa) eindeutig vom Heiligen Geist gezeugt, der Engel ist eindeutig nur ein immaterieller Bote, und er bittet Maryam um ihre Zustimmung: Er kommt nicht, um ihr zu sagen, was bereits geschehen ist, als wäre sie eine Sklavin, die nur den Wünschen ihres Herrn zu gehorchen hat. Existiert die Frau nur, um sich dem Willen der Männer und darüber hinaus dem Willen Gottes zu unterwerfen, oder ist sie ein menschliches Wesen wie der Mann?
Allgemeiner gefragt: Wie sehen die Beziehungen der Menschen untereinander und vor allem zu Gott aus? Ist es eine Beziehung der sklavischen Unterwerfung? Ist die von Gott gewollte perfekte Gesellschaft eine Gesellschaft von Herren und Sklaven?
Die Jungfrau Maria, Maryam, die Reinste, macht deutlich, dass dies nicht der Fall ist. Gott will ihre Intelligenz und ihr Herz respektieren, das ist sein Wille. Leider verstehen viele nicht, was dieser Wille Gottes ist, und machen eine Karikatur daraus, um ihn für ihre eigene Macht zu benutzen.