31. Der Antichrist - Dajjâl

Nach der islamischen Tradition wird gegen Ende der Zeit ein Mann kommen, der die Welt täuschen wird, genannt Ad-Dajjâl, der Hochstapler oder Scharlatan-Messias. Muḥammad (~) sprach ausführlich über den Antichristen (Al-Massih Ad-Dajjâl), dessen Identität bis zum Zeitpunkt seines Erscheinens im Dunkeln bleiben wird (Hadîth Nr. 204 [1]). Er nannte ihn einen „einäugigen Lügner“ (Hadîth Nr. 1815) und warnte vor seiner Macht, in die Irre zu führen: „Ich fürchte für euch nur den Scharlatan ... Er wird sich vor den Menschen zeigen und sie einladen; sie werden an ihn glauben und ihm antworten“ (Hadith Nr. 1806). Seine Zivilisation wird in dem Sinne einäugig sein, als sie behaupten wird, sie könne unabhängig von den göttlichen Geboten aufgebaut werden. Verschiedene Kommentatoren bringen sie mit sexueller Verderbtheit, mit der freimaurerischen neuen Weltordnung und der Verkehrung der Werte in Verbindung [2].

Der sunnitischen Tradition zufolge wird der Antichrist im Osten erscheinen und aus Khorason stammen. Er wird durch die Stadt Isfahan ziehen, wo 70.000 bewaffnete Juden sich ihm anschliessen werden. Dann wird er nach Medina und Mekka gehen, um dort einzumarschieren. Die Engel werden ihn ablenken und ihn zwingen, die Richtung von Sham einzuschlagen [3]. Auf diesen falschen Messias wird ‘Issa (Jesus) (der materiell zurückkehren wird) in der Nähe des Tores von Lod (im Heiligen Land) treffen, während ‘Issa (Jesus) Kämpfer aufstellen wird, die er unbesiegbar gemacht hat (Nr. 1806).

Warum können wir sagen, es ist logisch und rational, dass der Dajjâl oder Antichrist kommen muss?

Bislang ist es nicht möglich, ein "Lager der Guten" und ein „Lager der Bösen“ zu definieren, denn ein Gerechter kann zum Sünder werden und umgekehrt, wie es übrigens schon der Prophet Hesekiel sagt (Hes 18). Damit das Gericht auf der Erde stattfinden kann, müssen bestimmte Umstände herrschen, unter denen die Menschen einen solchen Grad an Gutem oder Bösem erreicht haben, dass sie die Seite nicht mehr wechseln. Also geht man davon ausgegangen, dass dann sich der Antichrist manifestieren wird.

Und wie können all die Menschen, die das wahre Evangelium nie kennengelernt haben, gerichtet werden?

Das Gericht, das bei der glorreichen Offenbarung Christi stattfinden wird, wird nicht nur die Frage „für oder gegen Jesus (‘Issa)“ beinhalten, sondern auch für oder gegen den Antichrist, der sich zeitlich vor diesem Gericht manifestiert haben wird. Deshalb wird der Antichrist (gegen Christus) auch Antechrist genannt (der vor der Wiederkunft Christi kommen wird).

Denken Muslime über die Tatsache nach, dass ihre Vorstellungen vom Kommen eines Antechrist oder Antichrist per definitionem christliche Vorstellungen sind? Paulus bezeichnet den Antichrist als einen gottlosen Menschen: „Dann wird der Gesetzwidrige geoffenbart werden, und der Herr wird ihn mit dem Hauch seines Mundes verderben und mit der Erscheinung seines Kommens vernichten. Das Kommen dieses Gesetzwidrigen wird von der Kraft Satans getragen werden mit allerlei mächtigen Werken, trügerischen Zeichen und Wundern. Er wird jene, die verloren gehen, mit allen Mitteln des Bösen täuschen; denn sie haben die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen, durch die sie gerettet werden sollten." (2Thess 2:8-12). Danach wird Gott eine gewisse Zeit lang auf der Erde herrschen, um die Menschen dort auf das ewige Leben im Himmel vorzubereiten, erklärt der heilige Irenäus von Lyon, der dies vom heiligen Polykarp übernimmt, der dies vom heiligen Johannes, dem Apostel Jesu, übernimmt.

 

[1] Sammlung von Sheikh Sobhi Saleh „Manhal al Waridin“. https://www.alterinfo.net/L-Antichrist-dans-l-Islam-vue Christian_a95359.html. Dies ist die Referenz, die wir im Folgenden verwenden werden.

[2] http://haniramadan.blog.tdg.ch/archive/2009/08/26/la-civilisation-du-dajjal-l-antechrist.html Am 09.05.2019

[3] Mohamed BENCHILI, La venue du Mahdî selon la tradition musulmane, éditions Tawhid, 2009, S. 54