Die Sure Die Sippe 'Imrans lehrt: “Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für die Menschen hervorgebracht worden ist“ (S. 3:110).
Jeder von uns wünscht sich, geschätzt, geliebt, auserwählt und bevorzugt zu werden. Es ist eine entscheidende Frage: Werde ich vom Schöpfer geliebt? Liebe geht von einem Menschen zum anderen, und in diesem Sinne ist jede Liebe eine Liebe, die ‚vorzieht‘. Eine Mutter liebt alle ihre Kinder und bevorzugt jedes einzelne in dem Sinne, dass sie den Charakter und den Reichtum der Persönlichkeit eines jeden sieht. Wieviel mehr ist die göttliche Liebe in der Lage, wirklich zu lieben (eine Liebe der Wahl, der Erwählung, eine ‚Vorliebe‘), aber ohne einander auszuschließen (vgl. Brief des Paulus an die Epheser 1:3-6). Es gibt darin also keinen Raum für Rassismus (Gott liebt meine Rasse mehr als andere), noch für Suprematismus (Gott liebt meine Gemeinschaft mehr als andere), denn Rassismus und Suprematismus machen die göttliche Liebe kleiner als sie ist, sie sperren Gott in eine Dimension ein, die zu klein ist!
Das menschliche Herz strebt nicht nur nach individuellem Heil, sondern auch nach gemeinschaftlichem Heil, nach einer sozialen, ja globalen Verwirklichung des Heils, die man als „Reich Gottes auf Erden“ bezeichnen kann, eine ideale Verwirklichung des Gemeinschaftslebens! Was muss man darüber wissen?
Jesus, ‘Issa Al-Massih, ist König, aber er ist nicht König „mit den Mitteln dieser Welt“ (Johannes 18:36). Insbesondere ist er „nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Matthäus 20:28). Die geistliche Reife besteht darin, sich selbst zu beherrschen, um aus den Gebrauch der Macht einen echten Dienst zu machen.
Man muss auch verstehen, dass „die Herrschaft Gottes auf Erden“ nicht möglich ist, bevor nicht die Feinde Gottes gerichtet sind, und dieses Gericht kann nur durch das Wort Gottes, durch Al-Massih, verwirklicht werden.
Im Gleichnis vom Unkraut warnt Jesus (‘Issa Al-Massih) seine Jünger, dass sie das Gericht nicht selbst vollziehen dürfen, weil es von den Engeln vollzogen wird (Matthäus 13:40-43). Der Anführer der Engel ist der heilige Michael (derselbe, der Johanna von Orléans im Alter von 13 Jahren für ihre Mission ausbildete), sein Name bedeutet: „Wer ist wie Gott? (Mi-Ka-El?)“ und er führt uns zur Anbetung. Man kann die göttliche Liebe unmöglich auf einen rassistischen oder suprematistischen Glauben reduzieren. Gott ist unermesslich gross, und er führt uns dahin, den Blick zu weiten.
Die christliche Vision ist subtil, weil sie das grosse Geheimnis des Wortes in sich trägt, das von Gott ausgeht und das Marias Kind geworden ist. Dieses grosse Geheimnis führt zu einer Vereinigung von geistlichen und weltlichen Mächten „ohne Vermischung und Trennung“. Viele Muslime beklagen, die Trennung von Kirche und Staat im Jahr 1905 sei eine Brutalität gewesen, denn ein Jahrhundert später hat dies zu Bioethikgesetzen geführt, die sogar den Ort entweiht haben, an dem das Vater-Sein Gottes handelt, um im Moment der Empfängnis das Geschenk einer menschlichen Seele zu machen.
Außerdem können wir, wie schon mehrfach gesagt wurde, die Herrschaft Gottes nicht erzwingen, wir können nur den Schaden, den der Antichristen, der einäugige Lügner, anrichten wird, begrenzen und die Herrschaft Gottes vorbereiten. Der heilige Petrus sagt uns klar und deutlich: Wir können das glorreiche Kommen Christi durch heiliges Verhalten und durch Gebete beschleunigen (2 Petr 3:11-12). Denn was würde es ‘Issa (Jesus) nützen, den Antichrist, Ad-Dajjâl, zu vernichten, wenn es niemanden auf der Erde gäbe, der den göttlichen Willen will?
Dann, nach dem Kommen Christi, wird die Gemeinschaft auf der Erde nicht mehr in einer pyramidalen Struktur organisiert sein, wo einige wenige die anderen durch Finanzen, Armeen und Medien beherrschen. Es wird eine Gemeinschaft sein, in der jeder dem Gemeinwohl dient, weil sie durch den Geist Gottes inspiriert und belebt wurde.